Wie verhält es sich mit der Glücksspielsteuer in Deutschland?

Tim Buchmann
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Wie verhält es sich mit der Glücksspielsteuer in Deutschland?
4 min

Mit der Neufassung des Glücksspielstaatsvertrags 2021 hat sich sogleich die Gesetzgebung der Glücksspielsteuer verändert. Schließlich hatten die Bundesländer den GlüStV auch deshalb überarbeitet, weil man sich – neben dem gestärkten Spielerschutz – neue Steuereinnahmen in Deutschland versprach.

Während die Frage, wie Spiele in Online Casinos zu besteuern sind, einfach zu beantworten ist, kommt der Gesetzgeber beim Pokern regelrecht ins Schwitzen. Je erfolgreicher ein Akteur, desto schneller wandelt sich das Glücksspiel plötzlich zum Geschicklichkeitsspiel.

Auf welche Glücksspiele entfallen Steuern?

Grundsätzlich fallen bei allen Glücksspielen Glücksspielsteuer an. Daraus folgt im Umkehrschluss jedoch nicht, dass Spieler Gewinne aus Glücksspielen versteuern müssten. In der Regel sind diese nicht steuerbar und somit steuerfrei.

Inwiefern fallen nun aber Steuern an? Egal, ob Video-Slots, Sportwetten oder Online Poker: Der Gesetzgeber besteuert alle Glücksspielformen mit 5,3 %. Besagte 5,3 % entfallen jeweils auf den Einsatz und müssen vom Veranstalter abgeführt werden. Infolgedessen sinkt die Auszahlungsrate der meisten Casino Spiele um eben diese 5,3 %. Nachdem der Glücksspielstaatsvertrag virtuelle Spielautomaten und Online Poker erlaubt hatte, hielten es Bundesrat und Bundestag für geboten, den im Rennwett- und Lotteriegesetz benannt Steuersatz auch auf die neuen Glücksspiele anzuwenden.

Gemäß § 29 RennwLottG ist Lotto sogar mit 20 % Prozent zu versteuern. Tatsächlich weicht der Gesetzgeber nur beim Lotto vom beschriebenen Steuersatz ab. Den Landeslotteriegesellschaften steht es frei, noch höhere Beträge zu veranschlagen. Lotto Niedersachsen informiert zum Beispiel darüber, dass Lottoscheine in Niedersachsen 1,20 € kosten . Dazu wird eine Bearbeitungsgebühr von 0,60 € berechnet.

Wie verhält es sich beim Grenzfall Poker?

Einnahmen aus Geschicklichkeitsspielen wie Schach oder Darts unterliegen eindeutig der Einkommensteuer. Beim Pokern entscheiden Glück und Geschick darüber, wer bei Turnieren den Sieg einfährt oder Cashgames erfolgreich bestreitet. Während bei Gelegenheitsspielern Glück der maßgebliche Faktor ist, sind professionelle Spieler in der Lage, das Blatt zu wenden und durch geschickte Spielzüge langfristig Gewinne zu erzielen.

Aus diesem Grund hatte das FG Köln 2012 geurteilt, dass Gewinne aus Pokerturnieren steuerbar seien und in der Einkommensteuererklärung als Einkünfte aus selbstständiger Arbeit anzuführen sind . Während sich das Finanzgericht in Köln auf Pokerturniere bezog, stellte der BFH in einem Urteil 2021 klar, dass diese Lesart uneingeschränkt auch auf Cashgames zu beziehen ist . Es gibt noch viele weitere Gerichtsurteile, die eine Einkommensteuer für gerechtfertigt halten. Beispielsweise hatte der BFH die Teilnahme an Pokerturnieren 2018 erneut als Gewerbebetrieb eingestuft.

Während die Einkommensteuer Berufsspieler bereits teuer zu stehen kam, war das FG Münster 2014 der Ansicht, dass Pokergewinne mit einer 19%-igen Umsatzsteuer zu belegen wären . 2017 widersprach der BFH dieser Interpretation und erklärte, dass Gewinne nur mit der Umsatzsteuer belastet werden könnten, wenn ein Turnierveranstalter Spielern Antrittsgelder zahlen würde.

Zusammengefasst also: Einkommensteuer ja, Umsatzsteuer nein. Schwierig ist jedoch die Frage, wann ein Gelegenheitsspieler zum Berufsspieler wird. Sicher geschieht dies, wenn Spieler ihren Lebensunterhalt allein mit Pokerspielen bestreiten. In der Praxis gibt es einige Grenzfälle. Erfolgreiche Pokerspieler sollten in Deutschland aber richtigerweise annehmen, dass Glücksspielsteuer zu zahlen ist.

Ähnlich schwierig wie beim Pokern ist die Frage, wie Gewinne aus Fernsehshows einzuordnen sind. 2007 hatte der BFH geurteilt, dass Einkünfte, die aus der Teilnahme an einer Fernsehshow resultieren, grundsätzlich steuerbar sind. Doch wie verhält es sich mit Quizshows? Schließlich ist das Resultat nicht berechenbar – der Kandidat muss Glück haben, dass in der Show die richtigen Fragen gestellt werden. In dieser Frage scheint das letzte Urteil noch nicht gesprochen.

Sind Lottogewinne steuerfrei?

Im Gegensatz zu Poker ist Lotto ein reines Glücksspiel. Gewinne sind somit nicht zu versteuern, weil sie keiner der Einkunftsarten in Deutschland zuzuordnen sind. Auf den Lottoschein entfallen jedoch Steuern, gemäß RennwLottG mindestens 20 %. Hierbei ist es im Übrigen unerheblich, ob der Tippschein in einer Filiale ausgefüllt oder Lotto online gespielt wird.

Steuerfrei bleibt der Lottogewinn nur, wenn dieser innerhalb eines Jahres aufgebraucht wird. Wahrscheinlicher ist, dass der Gewinn teilweise angelegt wird oder Immobilien erworben werden. Bei Aktiengewinnen würde die Kapitalertragsteuer in Höhe von 25 % fällig. Bei einem Hauskauf sind Grunderwerbsteuer und Grundsteuer zu zahlen. Auch bei Zinsen wird eine Abgeltungssteuer abgeführt.

Neue Steuer auf Einsätze

Auch wenn auf die ausgezahlten Gewinne keine Steuern entfallen, ist die Glücksspielsteuer nie weit. Der neu beschlossene Glücksspielstaatsvertrag 2021 hat eine Steuer im Gepäck. Auf Einsätze an Slots oder an Online-Poker-Tischen wird künftig eine Steuer in Höhe von 5,3 % fällig. Offiziell zahlen zwar die Betreiber der Online Spielotheken und Poker Seiten diese Steuer, aber es ist anzunehmen, dass die Kosten weitergereicht werden. Seiten mit deutscher Lizenz haben die Auszahlungsquoten und die Rake-Gebühren bereits an die neuen Regelungen angepasst.

Im Grunde mindert die Besteuerung die zu erwartenden Gewinne. Online Slots haben meist einen Return-to-player-Wert von 95 % oder höher. Sprich: 95 % der eingenommenen Einsätze gelangen als Gewinne zurück auf die Konten der Spieler. Die neue Steuer erfordert es, den RTP nun um rund 5 % abzusenken. In Casinos mit deutscher Lizenz ist es also schwieriger, eine Gewinnauszahlung anzufordern. Die Einzahlung ist schneller aufgebraucht als in Casinos, die die Besteuerung umgehen.

Abgeführt wird die Steuer auf Einsätze nur von Casino Seiten mit deutscher Lizenz. Casinos mit Casino Lizenzen aus anderen Ländern, bieten weiter Slots mit hoher Auszahlungsquote feil. Wie Gerichtsurteile in der jüngeren Vergangenheit – zuletzt das Landgericht Frankenthal in einem Urteil vom 10. Februar 2022 – zeigen, erkennt der Gesetzgeber die europäischen Lizenzierungen nicht an. Diese Casinos gelten als nicht lizenziert; im Rechtsstreit eilen die Richter betroffenen Spielern nicht zur Hilfe. Verwehrte Auszahlungen lassen sich so rechtlich nicht einklagen.

Ist das Spielen in Casinos ohne Glücksspielsteuer legal oder verboten? Darauf gibt es keine klare Antwort. Gemäß GlüStV sind Spielangebote ohne deutsche Lizenz nicht erlaubt. Ob und welche rechtlichen Konsequenzen für Spieler erwachsen, die sich auf diesen Seiten anmelden, ist nicht eindeutig geklärt. Bis heute gab es jedoch keinen Fall, in dem sich ein deutscher Spieler deshalb hätte verantworten müssen. Eine Verurteilung dürfte zudem schwierig sein. Denn: Legale Online Spielotheken sind optisch kaum von nicht erlaubten Spielstätten zu unterscheiden.

Möglicherweise wird der Status quo beibehalten. Dies hätte zur Folge, dass es Online Casinos mit und ohne Steuer gibt. Tatsächlich widerspricht dies einem der Ziele des GlüStVs: Das Glücksspiel „in geordnete und überwachte Bahnen zu lenken“. Bisher deutet jedoch nur wenig auf eine Trendwende im Kampf gegen EU-lizenzierte Casinos hin.

Fazit: Die Glücksspielsteuer lässt sich in Deutschland nicht ganz vermeiden

Die Einsätze aller Glücksspiele sind zu mindestens 5,3 % zu besteuern. Beim Lotto werden sogar mindestens 20 % eingezogen. Pokerspieler werden noch stärker zur Kasse gebeten: Profis werden als Selbstständige angesehen und müssen Gewinne mit ihrem persönlichen Einkommensteuersatz verrechnen. Der Gesetzgeber setzt die Besteuerung auch als Mittel ein, um Lenkungseffekte zu erzielen und so den Spielerschutz zu wahren.

Vorsicht: Gewinne aus Glücksspielen sind nicht mehr steuerfrei, sobald diese für Immobilien oder beim Erwerb von Aktien herangezogen werden.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Glücksspielsteuer in Deutschland

Manche Online Casinos stellen Spielern die Steuer von 5,3% bei jedem Einsatz in Rechnung. In anderen Spielstätten bleibt alles beim Alten. Entscheidend ist, ob die Spielbank in Deutschland lizenziert ist oder eine europäische Erlaubnis aufweist. Inwieweit ausländische Casinos mit der aktuell geltenden Rechtsprechung vereinbar sind, ist umstritten.

Gewinne unterliegen der Steuerpflicht, wenn das Pokerspiel als gewerbliche Tätigkeit betrieben wird. Dies ist eindeutig der Fall, wenn der Lebensunterhalt allein mit Einnahmen aus Cashgames oder Turnieren bestritten wird. In diesem Fall sind Gewinne als selbstständige Einkünfte in der Steuererklärung zu vermerken.

In den Medien wird gelegentlich die Frage diskutiert, ob Kandidaten, die an "Wer wird Millionär" – oder einer anderen Quizshow – teilgenommen haben, Einkommensteuer zahlen müssten. Diese Frage ist kaum zu beantworten und hängt sowohl von der Quizshow als auch der Haltung des zuständigen Finanzamtes ab.

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Tim Buchmann Chefredakteur
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Unser Chefredakteur Tim Buchmann ist langjähriger Casino Autor. Neben seiner allgemeinen Casino Expertise, kennt er sich bestens aus mit der aktuellen Rechtslage um Glücksspiel in Deutschland, und folgt stets neuen Entwicklungen und Trends.

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Aktualisiert am: 12. November 2024